Island 2022
Nachdem es 2019 aufgrund der Insolvenz mehrerer Airlines, mit denen ich gebucht hatte, und ab 2020 aus bekannten Gründen nicht klappte, die geplanten (und bereits zweifach komplett durchgebuchten) Islandreisen umzusetzen, sollte es jetzt im Oktober 2022 endlich soweit sein. Für 12 Nächte ging es mit einem guten Freund, nennen wir ihn Daniel, einmal um die Insel. Ich landete am 15. Oktober gegen 16:30 lokaler Zeit am Flughafen Keflavik, wo der bereits zwei Tage vorher angereiste Daniel schon mit dem Mietwagen, einem Mitsubishi Eclipse Cross-Geländewagen, auf mich wartete. Erster Eindruck: der Wind. Gefühlt aus allen Richtungen, kalt, unangenehm. Dieser sollte zum Glück in den folgenden Tagen abnehmen, aber eins nach dem anderen.
Am Samstag ging es zunächst erst einmal nur zum Reykjanes Lighthouse ganz im Südwesten Islands. Dort verbrachten wir einige Zeit, bis es langsam dunkel wurde. Am Anreisetag passierte dann bis auf Einkäufe und die etwa 90-minütige Fahrt zur ersten Unterkunft nichts mehr.
Das sollte sich am darauffolgenden Sonntag ändern. Dieser hatte einiges zu bieten – Sonne, Wind, nasse Schuhe, Vollsperrungen und Nordlichter. Von Selfoss aus steuerten wir den Wasserfall Seljalandsfoss an. Busse über Busse kotzten Touristen aus, der ganze Ort war trotz des widrigen Wetters recht überlaufen. Leider kamen wir dort auch nicht wirklich gleich wieder weg – die Ringstraße wurde kurz vor unserer Abreise auf dem direkt danach folgenden Stück wegen des Winds voll gesperrt. So passierte zwei Stunden lang erstmal überhaupt nichts. Als es dann weiterging, führte uns der Weg als nächstes zum Swimming Pool Seljavallalaug. Dieser ist leider in keinem besonders guten Zustand mehr – die Umkleidekabinen sind verdreckt, das Wasser ist trüb und warm ist er auch nicht. Dafür war die Umgebung fototauglich. Aufgrund unseres Zeitverlusts im Stau mussten wir einen Halt überspringen und der Wasserfall Skogafoss sollte die letzte Station sein. Dieser zeigte sich imposant, auch mit seinen Zuläufen weiter oben in der späten Nachmittagssonne. Highlight des Tages stellten dann schlussendlich die Nordlicht-Formationen dar, die wir von unserer Unterkunft aus beobachten und auch festhalten konnten.
Am Montag ging es dann, zum Glück beinahe ohne Wind, weiter die Südküste entlang. Bis zum Mittag beschäftigten wir uns mit dem Dyrhólaey-Leuchtturm sowie dem schwarzen Sandstrand Reynisfjara – bei letzterem insbesondere mit den Felsformationen im Meer. Diese und der angrenzende Strand dienten schon vielen Hollywood-Produktionen als Kulisse, so zum Beispiel Game of Thrones oder Rogue One. Nach diesen beiden Punkten war eigentlich bereits der halbe Tag vorbei. So düsten wir an zwei Lavafeldern vorbei zum Fjaðrárgljúfur Canyon, einer tiefen Schluchtformation. Abschluss dieses Tages bildete der eher flache Fossálar-Wasserfall, der allerdings in der perfekten Lichtstimmung lag.
An den folgenden Tagen wurden wir von größtenteils blauem Himmel, Sonnenschein und spätherbstlichen Temperaturen begleitet. Der kalte Wind hatte sich verzogen und viele der anderen Touristen langsam, aber merklich ebenso. Wir erreichten langsam das Ende der Südküste und die vorher gesetzten Pins auf der Karte wurden spärlicher. Dadurch konnten wir uns mehr Zeit an den einzelnen Stopps nehmen und auch etwas eher im Küstenstädtchen Höfn ankommen. Der Weg dahin führte uns eigentlich nur an zwei Gletschern vorbei, die unter der prallen Sonne auch nur wenig sehenswerte Fotomotive boten – dafür konnte Höfn direkt am Ozean in der Abend- und Morgensonne punkten.
Am Mittwoch schlossen wir mit der Südküste ab und begaben uns in den östlichen Teil Islands. Es standen nur wenige Punkte auf dem Programm. In der Nähe von Höfn befindet sich das Viking Village, welches eine Wikingersiedlung als Filmset nachempfinden soll. Der Ort war bereits recht heruntergekommen und auch nicht wirklich sehenswert. Von dort ging es mit nur wenig Plänen einfach die Ringstraße weiter entlang. Zwei Leuchttürme fanden sich am Weg – Stokksnes und Hvalnes – wobei eigentlich nur an letzterem insbesondere die schwarze Küste zum Verweilen einlud. Der Skútafoss-Wasserfall kostete einiges an Zeit, da ich unbedingt am Zufluss auf die andere Seite wollte, was mehrere Kilometer Umweg nach sich zog. Zwei eher ungeplante Stopps an der Lækjavik-Küste und dem Barkináfoss-Wasserfall rundeten den fotografischen Teil dieses Tages ab. Highlight dieses Teils der Strecke sollte allerdings der Hot Pot Djúpavogskörin sein, den wir nur zufällig aus dem Augenwinkel sahen und daraufhin direkt in die Badesachen wechselten. Bei um die 45 Grad Wassertemperatur im Sonnenuntergang langsam vor sich hin garen – einmalig.
Am fünften Tag der Rundreise änderte sich deren Charakter langsam, aber sicher von Attraktionsjagd zu Road Trip. Jetzt hatten wir die hauptfrequentierten Touristenregionen endgültig hinter uns gelassen und so dünnten sich auch die moderierten Sehenswürdigkeiten mehr und mehr aus. Das Kredo lautete nun eher – wir schaffen, was wir schaffen und wir halten an, wo es uns gefällt. Mit der langsamen Wende der Fahrtrichtung nach Norden stellten sich nun auch verschneite, teils eisige Abschnitte ein. Der einzige direkt zu benennende Ort an diesem Tag war der Klifbrekku-Wasserfall abseits der Ringstraße, etwa 15 Kilometer eine Schotterpiste hinunter. Alle anderen Motive lagen einfach am Wegesrand.
Der Freitag kam so schnell, wie er ging und markierte die Halbzeit. Das Wetter drehte sich langsam von herbstlich-sonnig auf bewölkt bis regnerisch und es musste ohnehin etwas Ruhe rein – das Tempo der ersten Tage war langsam nicht mehr zu halten. So verschlug es uns auf unserer Weiterfahrt heute nur an wenige Fotogelegenheiten, die wir vergleichsweise flott abhandelten, denn unser Hauptziel an diesem Tag sollte das Naturbad in Mývatn sein. Auf dem Weg hielten wir nur am Canyon Moira sowie dem Rjukanda-Wasserfall, welcher durch die langsam einsetzende Vereisung am Fluss auch ein wirklich ansehnliches Motiv bot. Richtung Mývatn ging es dann über höhere Lagen, verschneite Straßen und mehr und mehr in den Nebel hinein, womit der Zwischenstopp am Naturbad auch nicht als vertane Fotogelegenheit zu bedauern war.
Am Samstag ging es dann gemäßigt weiter. Es sollten nur etwa 100km Wegstrecke zurückgelegt werden und das Wetter nahm auch wieder fotografisch brauchbare Züge an. Wir fuhren erst einmal zurück zum Geothermalgebiet in Mývatn, welches mit zahlreichen dampfenden Steinformationen wunderbare Motive bot. Nach einem Zwischenstopp am Lake Mývatn ging es weiter zum Goðafoss-Wasserfall. Der lag leider ziemlich halb sonnig, halb schattig in der Mittagssonne, was für Fotos eher suboptimal ist. Die Fahrt führte weiter nach Ajureyri, einer Küstenstadt im Norden. An der dortigen Unterkunft waren noch einmal Nordlichter über den Bergen sowie der Stadt festzuhalten.
Zum Sonntag war wieder eine etwas längere Wegstrecke von gut 150km bis zur nächsten Unterkunft zurückzulegen. Wir setzten uns erst den Reykyafoss-Wasserfall als Ziel, der ziemlich tief lag und somit auch gar nicht so einfach abzubilden war, zumal das Gelände rundherum auch recht schlammig war. Über dem Wasserfall lag auch ein Hot Pot, der aber mit ’nur‘ knapp 40 Grad warmen Wasser bei Wind und Wetter nicht warm genug war, um zum Einstieg zu verleiten. Weiter ging es an die Küste in eine Ortschaft namens Sauðákrókur, die erneut einen schwarzen Sandstrand zu bieten hatte. Nahe unserer Unterkunft lag noch ein eher bekanntes Motiv – die Hvítserkur-Steinformation, zu der wir kurz vor Sonnenuntergang kamen und so noch einige letzte Eindrücke für diesen Tag einfangen konnten. Gegen 21:30 begannen zudem noch einmal die Nordlichter zu tanzen – leider war der Autoschlüssel zusammen mit meinem Kumpel unten am Strand und mein Stativ im Fahrzeug, so dass notdürftig ein Plastikstuhl und diverse Kleinteile zur Stabilisierung meiner Kamera dienen mussten.
Am Montag ging es weiter Richtung nordwestliches Fjord. Der Himmel zeigte sich überwiegend bewölkt und zumindest bei mir hatte sich nach nun mittlerweile acht Tagen Dauerfeuer auch so langsam die Foto-Motivation eingetrübt. Dazu kamen gut drei Stunden reine Fahrtstrecke an diesem Tag, weshalb die Anzahl an Motiven an diesem Tag nicht überschwang. Wir hielten am Kolugljúfur Canyon sowie dem Benefoss-Wasserfall, bevor es uns in die heiße Quelle Guðrúnarlaug zog, in der wir den Tag für etwa anderthalb Stunden ausklingen ließen. Rund um die Unterkunft war ein abendliches Fotografieren kaum möglich, da es Richtung Küste nur so stürmte, dass das ganze Haus wackelte. Der Dienstag stellte dann den letzten ‚richtigen‘ Fototag dar, denn es lagen nochmal einige Highlights am Westfjord und der darauffolgende Mittwoch diente hauptsächlich der Rückreise zum Flughafen, wo das Mietauto bis 18 Uhr abgegeben werden musste. Wir steuerten uns erst einmal aus dem extrem windigen Vormittag in Richtung Ringstraße zurück und schließlich in den westlichsten Fjord hinein. Als gesetzten Punkt für diesen Tag hatten wir tatsächlich nur den Berg Kirkjufell, der mit dem gleichnamigen Wasserfall und dem darunterliegenden See mit seiner charakteristischen Spiegelung sicher schon eine Million Mal exakt genau so fotografiert wurde – nur noch nicht von uns. Alle anderen Motive an diesem Tag boten sich am Wegesrand.
Schlussendlich war der Mittwoch schneller da als erwartet und die elftägige Rundreise sollte ihrem Ende entgegengehen. An diesem Tag musste hauptsächlich die Wegstrecke Richtung Flughafen zurückgelegt werden. Wirkliche Fotogelegenheiten boten sich dabei nur wenige und waren auch aufgrund der langen Reisezeit nicht wirklich eingeplant. Wir hielten an der schwarzen Kirche Búðdakirkja und statteten noch kurz der Hallgrimskirkja in Reykjavík einen Besuch ab, bevor unser Mietwagen nach 2232km wieder abgegeben wurde. Zusammenfassend lässt sich sagen und hoffentlich auch an den Aufnahmen erkennen: Island ist ein Land mit vielen Gesichtern – viel zu vielen, um sie in elf Tagen festhalten zu können und doch empfand ich die Reiselänge als genau richtig. Etwas kürzer wäre auch gegangen, wenn man die Westfjorde ausgelassen hätte und länger hätte es jetzt nicht mehr sein müssen, wenn man so viele Tage am Stück immer nur dasselbe macht – fahren, fotografieren, fahren, fotografieren und wieder von vorn. Acht bis neun reine Reisetage sollte man sich schon nehmen, wenn man die Ringstraße mit einem Großteil der in vertretbarer Nähe liegenden sehenswerten Orte mitnehmen möchte.